1. April 2019

Organspende

Es gibt einen aktuellen Vorschlag des Bundesgesundheitsministers, also von Jens Spahn. Er möchte, dass man nicht mehr erklären muss, das man seine Organe spenden möchte, wenn man tot ist. Er möchte, dass man erklären muss, dass man dies nicht wolle – und sagt man nichts, so wird man als Spender angesehen und eventuell Organe entnommen.

Nun ist es so, dass in Deutschland nur sehr wenig Menschen bislang der Organspende zugestimmt haben – deutlich weniger als Bedarf wäre – und dass auch (teure) Kampagnen nicht zu einer signifikanten Steigerung geführt haben. Die Bereitschaft läge jedoch laut Jens Spahn bei ca. 80% der Bevölkerung. Im vergangenen Jahr gab es aber nur 955 Spender bei ca. 9.400 Menschen, die Organe gebraucht hätten.

Weiterhin möchte ich an dieser Stelle festhalten, dass ich persönlich Organspende für sehr sinnvoll halte und schon seit über zehn Jahren einen entsprechenden Ausweis habe und dies auch in meiner jeweils aktuellen Patientenverfügung niedergelegt habe. Und das habe ich gemacht, weil ich es für wichtig und sinnvoll halte – und weil ich es mit meiner Haltung und persönlichen Einstellung in Einklang bringen kann.

Und: weil ich mich aus freien Stücken mit dem Thema befasst habe und auch mit einem Arzt darüber gesprochen habe, was das bedeutet. Und auch, wie so etwas abläuft. Damit meine ich gar nicht so sehr die Entnahme ansich – das wäre mir recht egal, wahrscheinlich. Aber ich lies mir auch erklären, wie so eine Vermittlung funktioniert, wie gewisse Organe transplantiert werden und, und, und.

So kann ich für mich sagen, dass ich sehr bewusst die Erlaubnis erteilt habe etwas zu tun, was ihm sonst nicht erlaubt wäre. Nämlich, mich nach meinem Tod aufzuschneiden und Teile von mir woanders hinzugeben. Nur, um es ganz klar zu sagen: Es wäre verboten, es wäre strafbar (§168 StGB).

Das ist der Stand jetzt. Erlaubt wird es – Stand heute – nur mit meiner ausdrücklichen Erlaubnis durch das Transplantationsgesetz.

Das Prozedere nun derart umzudrehen, dass Menschen gezwungen werden, sich zu entscheiden – und sich natürlich problemlos auch dagegen entscheiden können, ihre Organe zu spenden, das bedeutet einen enormen Einschnitt.

Und zwar einen enormen Einschnitt in die persönliche Freiheit. Aus meiner Sicht umfasst die nämlich ausdrücklich auch die Freiheit, sich mit etwas nicht zu befassen. Und das, ohne ernste Folgen für ein Rechtsgut, dass jedem Menschen bedingungslos zusteht.

Der Staat hat aus meiner Sicht dieses Recht nicht. Niemals. Das gilt – und hier sage ich ausdrücklich leider – auch für das Thema der Organspende. Das ist wichtig und es ist schade, dass teure Kampagnen nicht helfen. Aber so sehr ich auch begrüßen würde, dass viel mehr Leute sich zu einer Organspende bereit erklären würden, so sehr muss es eben andere Wege geben.

Denn auch hier gilt wieder: Man darf nicht für das Richtige etwas Falsches tun.

Damit schafft man Präzedenzfälle, die für ganz andere Konstellationen irgendwann mal herhalten können. Deswegen bin ich – trotz der edlen Motive in diesem Falle – der Meinung, dass es eine solche starke Einmischung des Staates in das Leben jedes Einzelnen nicht geben darf.

Und es wird andere Wege geben, die Zahl zu erhöhen. Man könnte jedem Menschen Informationsmaterial mitgeben, wenn er einen Behördengang macht – nur als Beispiel. Dann kann jeder, der es mag, sich damit befassen. Oder es wird ganz schnell im Müll entsorgt. Und das ist nur eine Idee, die mir ganz schnell in den Sinn kam.


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