So schreibt es schon das „Neue Deutschland“ – im Jahr 2017. Ich denke, im Jahr 1982 oder so hätten die das anders formuliert. Aber Zeiten ändern sich ja nunmal. Also dachte auch ich, dass ich mal grundlegende Recherchen anstelle, bevor ich etwas zu elektronischem Papier bringe. Ich startete eine Recherche…
Ich habe auf meinen täglichen Wegen recht viele Frisöre. Dass die auch teilweise total lustige Namen haben, ist nur Nebensache. Dabei habe ich in den letzen Tagen immer mal dort reingeschaut, was da drin gerade so passiert. Denn die Freude war groß, dass Frisöre schon am 1. März nach den Verordnungen der meisten Bundesländer wieder öffnen durften. Ergatterte Frisörtermine und deren Auswirkung haben mir viele (witzige) Instagramposts sehen lassen und ein Besuch beim „Handwerker“ war echtes Gesprächsthema. Persönliche nutze ich Frisöre nicht, daher war ich auf das Reinschauen von außen angewiesen.
In Baden-Württemberg, der Ort meiner Recherche, gilt die Regelung, dass dauerhaft eine medizinische oder FFP2-Maske zu tragen ist. Das war die einfache Regelung in der ersten Woche der Öffnungen. Danach wurde „erlaubt“, für gewisse Behandlungen von der Maskenpflicht abzuweichen bei vorliegen von entsprechenden tagesaktuellen (negativen) Tests.
In der ersten Woche sah ich sehr oft, dass eine Maske getragen wurde; manchmal jedoch unterhalb der Nase. Und das sowohl von Frisören wie auch von Kunden. Diese Beobachtung setzte sich auch in der zweiten Woche fort, aber da könnte es ja sein, dass es für die Behandlung nötig ist, dass die Maske so sitzt und dass die angesprochenen Test vorliegen. Soweit wollte ich nicht recherchieren, denn es geht mich ja auch gar nichts an. Außerdem hätte die Frage sicher zu Verwirrung bei den Befragten geführt und zu großer Ernüchterung bei mir – aber das ist nur eine Vermutung.
Allerdings muss ich sagen, dass es bei meinen „Einblicken“ überwiegend aussah, als würde das Thema ernst genommen und die Regelungen befolgt.
Alleine das Nachdenken über solche Dinge zeigt sehr klar, wie sich Zeiten geändert haben. Wir denken über Dinge nach, über die vor einem Jahr niemand nachgedacht hätte – nicht mal ein abgedrehter Verschwörungstheoretiker. Es zeigt aber auch, wie unterschiedlich Menschen sind und ticken. Manche haben gar kein Problem mit Einschränkungen, wenn sie damit anderen helfen. Andere schauen zuerst auf sich selbst und wieder andere sind einfach prinzipiell dagegen und es gibt Menschen, die wehren sich gegen Eingriffe in die Freiheit per se. Und es gibt die Bekloppten, wie dieser komische Koch Hildmann oder Hildmeier, aber ich nehme an, der hatte vorher schon einen an der Waffel. Die sehen die große Impfverschwörung oder was auch immer. Meistens unterstellen sie dabei einer „Elite“ (o. ä.) einen mega-genialen Plan, den „die“ geheim umsetzen wollen. Meist hat das Ziel des Plans einfach keinen echten Sinn – und immer merken es genau diese Leute und alle anderen sind wahlweise Schlafschafe oder Marionetten. Dass die gleichen Leute dieser „Elite“ ansonsten unterstellen, dass die sonst nichts gebacken bekommen, lasse ich mal unkommentiert – scheinbar hat auch aus Sicht der Verschwörungstheoretiker jeder mal einen hellen Moment, zumindest für einen geheimen, genialen Plan.
Ich gehöre durchaus zu den Menschen, die auch mal so eine Coronaverordnung durchlesen, die sich die Frage stellen, wieso hier überwiegend Regierungen und nicht Parlamente entscheiden. Ich schaue, höre, lese Interviews mit unterschiedlichen Menschen, die mehr Wissen zu Pandemien haben als ich. Oder auch allgemein mehr Wissen haben als ich. Auch dabei merkt man dann, mal schnell, mal langsam, welche Aspekte denen wichtig sind, warum das so ist, etc. pp. Dabei merkt man dann (hoffentlich), dass es mehr oder weniger seriöse Quellen, Personen und Behauptungen gibt.
Letzen Sommer hatte ich eine Diskussion mit jemandem, der sagte, wir hätten keine richtige Demokratie mehr, genauer gesagt ging es drum, dass Deutschland wohl auch Kindergeld ins Ausland überweist, wenn gewisse Voraussetzungen vorliegen. Mein Gesprächspartner fand die Vorstellung skurril, wörtlich sagte er: „Die da oben machen doch, was sie wollen und nicht, was das Volk will.“ Nun, meine Standardantwort wäre gewesen, dass „die da oben“ eben gewählt wurde und damit das Volk repräsentieren und es somit wirklich eine Demokratie ist. Allerdings antwortete ich anders. Meine Antwort war, dass ich den Sachverhalt nicht kenne, ich mir aber sicher bin, dass (wenn es so passiert) es dazu ein Gesetz geben wird. Und dass jeder einzelne sich dieses Gesetz inklusive aller Historie wie es entstanden ist, welche Abstimmungen und Beratungen es dazu gab – und so weiter – jederzeit anschauen kann und es nachlesen kann. Aus unterschiedlichsten Quellen, im übrigen. Und diese Transparenz macht für mich auch ein gutes Stück unsere Demokratie aus.
Was im folgenden dann dazu führte, dass sich die ganze Aufregung bei meinem Gesprächspartner als eine (wie so oft) bewusst falsche Behauptung der AfD herausstellte, die mit reichlich rechter Polemik noch garniert wurde – allerdings musste man dazu etwas Zeit investieren und ein paar dröge Texte lesen.
Das kann ich nur jedem empfehlen. Und – damit schließt sich der Kreis – auch das ist eine Art der Recherche. Sollte man immer machen, einfach mal eine eigene Meinung bilden – immer besser, als lediglich nachzuplappern oder direkt zu glauben, was irgendwer anders sagt.
Puh, langer Text – und denkt dran: Nicht einfach alles glauben, was ich aufgeschrieben habe!